Die Popularität von Wladimir Putin sinkt. Nur eine kleine Minderheit, etwa 15 Prozent, teilt seine Ansichten uneingeschränkt. Doch die Hälfte der Russen hält weiter zu ihm - sie hofft auf Reformen oder sieht keine Alternativen zum derzeitigen Kremlchef.

Laut der jüngsten Umfrage des unabhängigen Lewada-Instituts weckte der Wiedereinzug Putins in den Kreml nur bei einem Viertel der 1600 Befragten positive Emotionen. Immerhin ein weiteres Viertel hofft, dass nun Reformen beginnen. Die Zahl derjenigen, die der dritten Amtsperiode Putins als Präsident gleichgültig oder ärgerlich gegenüberstehen, ist etwa genauso hoch.

Der "nationale Führer", zu dem ihn die Kremlpartei Einiges Russland vor vier Jahren noch erklärte, hat damit erheblich an Popularität eingebüßt. An eine lichte Zukunft unter Putin glauben derzeit nur noch 43 bis 44 Prozent. Pessimisten gibt es mit 40 bis 41 Prozent fast genau so viele.

Jeder Fünfte will auswandern

Damit steigen auch die Auswanderungsgelüste der Russen: 20 Prozent geben an, dauerhaft das Land verlassen zu wollen. Zum Vergleich: Vor drei Jahren lag der Wert noch bei 13 Prozent. Vor allem junge und gebildete Menschen sind mit ihrer Situation in Russland unzufrieden und planen, auszuwandern.

Wichtigste Kritik an der gesamten Obrigkeit sind die Korruption und der Unwille oder die Unfähigkeit, dagegen vorzugehen. 40 Prozent der Befragten meinen, dass die Regierung und das Volk unterschiedliche Interessen vertreten. (André Ballin aus Moskau, DER STANDARD, 26.06.2012)